Seit einigen Tagen wird sie schon aufgeregt zwischen Studenten und Mitarbeitern hin- und hergeschickt: Die Rezension einer Dissertation über das Thema „Die männliche Beschneidung (Zirkumzision) Minderjähriger als verfassungs- und sozialrechtliches Problem„, erstere verfasst von einem Assistenten an der Universität Bochum, Holm Putzke, letztere von einem gewissen Jochen Schneider, seines Zeichens frischgebackener Dr. iur. der Universität Frankfurt. Erschienen ist der Text schon in der April-Ausgabe der Zeitschrift für internationale Strafrechtsdogmatik und er ist momentan ein beliebtes Gesprächsthema in der Mensa. Dabei ist es gar nicht das skurrile Thema der Arbeit, das so viel Aufsehen erregt, sondern Putzkes Rezension selbst: Ein Verriss, wie er schlimmer nicht sein könnte. Es ist, und ich möchte das doch so deutlich sagen, beeindruckend, mit welcher sadistischen Akribie der Verfasser die Schwachstellen dieser Doktorarbeit offenlegt und in ihren Wunden bohrt.

Meine eigene Bewertung soll nicht in derselben epischen Breite ausfallen, wie sie für die eigentliche Besprechung gewählt wurde, aber vielleicht sind einige Gedanken im Rahmen einer „Rezension der Rezension“ doch angebracht:

Gleich am Anfang erzählt Putzke selbst, auf die Dissertation im Rahmen eigener Recherchen zu diesem Thema gestoßen zu sein, bei dem ein Überschuss an Quellen nicht gerade zum Problem wird. Daher kann ich mir die enorme Enttäuschung lebhaft vorstellen, wenn man zwar eine passende, aktuelle Dissertation findet, diese aber offenbar sowohl formal als auch inhaltlich zu nichts zu gebrauchen ist. Wie offenbar jemand einfach so mit einem Pamphlet unterhalb jeden wissenschaftlichen Anspruchs promoviert wurde. Und wie diese Enttäuschung mit jeder falschen Fußnote und jedem weiteren zusammenhanglosen Satz so langsam, aber sicher in Agression umschlägt.

Manche ziehen dann zum Frustabbau ihre Laufschuhe an und rennen einmal um die Alster. Oder schalten das Radio ein und zünden sich eine Zigarette an. Oder machen sich erstmal ein Bier auf. Andere hingegen setzen sich an den Schreibtisch und gleichen das Literaturverzeichnis Punkt für Punkt ab, hinterfragen jeden einzelnen Satz und gießen den eigenen Ärger dann in eine bitterböse Rezension von zehneinhalb Textseiten Länge, um das Fähnlein wissenschaftlichen Anspruchs hochzuhalten. Schon beeindruckend, sowas.

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